Der Hasenpeter und der Bärlimann
Eigentlich ist es ein
gewöhnlicher Vorfrühlingstag da draußen auf der Wiese, weitab der Stadt. Ein
kleiner idyllischer See, ein schöner Wald und eine große Felswand umschließen
eins kleines Tal, das sich mitten im Hasenland befindet. Fern von Menschen,
doch nahe genug an den vielen Kindern, die sich sicher sehr auf Ostern freuen.
Ganz aufgeregt hoppelt Hasenpeter
am späten Nachmittag durch die Wiesen und im nahen Wald umher. „Was ist mit
dir?“ ruft krächzend der Eichelhäher Fritz aus dem hohen Baum am Waldrand dem
Hasenpeter zu. „S..sss..ss..siehst du es denn nicht, es sch…schn…neit“. Völlig
außer Atem und aufgeregt stammelt der Hasenpeter weiter „u...u...und und wenn
e..ee...ees schneit, kann ich doch keine Ei…ei…eier färben“. „Aber das dauert
doch noch lieber Hasenpeter, Ostern ist ja erst in vier Wochen!“ „Ich mische
mich nicht gern in euer Gespräch ein“, schnatterte die Ente Frieda, die gerade
aus dem nahen Teich daher watschelt und dabei ihr nasses Gefieder ausschüttelt,
„aber so lange geht es nun auch wieder nicht bis an Ostern“.
All die vielen Schneeglöckchen in
der Wiese hier am Waldrand nicken bejahend und stumm. Stumm? Nein, natürlich
nicht, nur wir Menschen können das wunderbare, feine klingeln dieser Glöckchen
nicht hören, aber Zwerge und Elfen können das. Auch all die Kinder, die im März
oder im April geboren sind, ja, auch die können es hören. Es ist ein feiner,
silberheller Klang, als würden tausend Engel singen. Dazu schweben im Takt
feine Schneeflöckchen hernieder. „j...j...jaaa da...daaas ist ees ja...ja
eben“, jammerte der Hasenpeter. Ganz aufgeregt hoppelt der Arme im Kreis herum.
Er hoppelt so lange, bis er müde ist, dann setzt er sich unter einen
schützenden Strauch, lässt seine großen Ohren hängen und blickt traurig dem
Schneetreiben zu.
„Huhuhuhuuuu, kleiner Hasenpeter“
ruft das Käuzchen Naseweis von weit oben, „bist du verstummt oder schläfst
du?“. „Nein, wie kann ich schlafen, es schneit, bald ist Ostern und der
Faulpelz von Bärlimann schläft und schnarcht dabei auch noch, dass Boden und
Wände erzittern, dieser Faulpelz, ja ein F...au..au...lpelz...zz ist er“. Immer
wenn der Hasenpeter nervös wird oder sich aufregt, beginnt er zu stottern.
„Beruhige dich Hasenpeter, was stört dich das denn so, lass ihn doch schlafen“,
„Nein“, antwortet Hasenpeter traurig, aber wieder beruhigt, „seine Höhle ist
doch meine Malwerkstatt, das habe ich mit ihm so ausgemacht und wenn es jetzt
schneit, so meint er doch, es sei immer noch Winter“. „Huhuhuhuuu, ach so, wenn
das so ist... hmmm, lass mich mal überlegen“ und nach einer kurzen, laaangen
Weile, “also, morgen Früh,
wenn es hell wird werden wir uns am Eingang zur Höhle vom Bärlimann treffen.
Ich werde heute Abend und in der Nacht alle unsere Freunde zu einer Besprechung
einladen, so können wir uns dann beraten wie es weiterergehen soll“. „Danke
liebes Käuzchen Naseweis“, antwortete der Hasenpeter erleichtert und versucht
nun, es sich unter dem Strauch so gemütlich wie nur möglich zu machen. Er
überlegt sich, was alles zu erledigen ist bis Ostern und freut sich auf den
nächsten Morgen. Mit diesen Gedanken schläft er denn auch friedlich ein und
träumt und träumt und träumt viele Träume von ganz vielen farbigen Ostereiern
und von vielen Kindern, die diese bunten Ostereier dann voller Freude in ihrem
Garten suchen werden, Hmmmmm, ach, ja, die lieben Kinder werden viel Freude
haben...
...Am nächsten Morgen, in aller
Frühe, ist ein Jubilieren und Singen zu vernehmen, als ob die Welt ein
Vogelparadies wäre. Unser Hasenpeter hoppelt mit zagen Sprüngen aus seinem Versteck hervor, blinzelte ins helle
Morgenlicht, schüttelt ungläubig sein Kopf, so dass seine Ohren ihm um die eigenen Ohren
flattern, schließt und öffnet seine großen Knopfaugen noch grösser als sie
schon waren. Er staunt und staunt und glaubt immer noch, dass er träumt. Die
Sonne geht gerade über dem nahen kleinen See auf. Ente Frieda und ihr Enterich
Hannes absolvieren ihren Morgenschwimmen, im Schlepp eine ganze Horde
piepsende, kleine Entlein.
Keine Spur von Schnee, sondern Frühlingsduft liegt in der Luft. Bäume blühen auf‘s Schönste, auch Blumen leuchten in allen Farben und Arten und mitten drin der Bärlimann, der sich nicht genug des Duftes erfreuen kann. So schnüffelt er sich durchs grüne Gras und die farbigen Blumen und -platsch- springt er mit einem Satz ins Wasser, um sich ein feines Bad zu genehmigen. Der Hasenpeter versteht die Welt nicht mehr, gestern schneite es doch und der Bärlimann versperrte schnarchend mit seinem dicken Hinterteil den Zugang zur Höhle, in der der Hasenpeter doch seine Ostervorbereitungen hätte machen müssen. Nun hoppelt auch der Hasenpeter durch dieses duftende Blumenmeer hinüber zum See, taucht seinen Kopf ins kalte Wasser, schüttelt diesen, so dass seine Ohren laut aufklatschen. Erschreckt über diesem klatschenden Lärm springen die kleinen Entlein ihren Eltern auf den Rücken und verkriechen sich im dichten Gefieder. Der Bärlimann, dreht seinen Kopf in die Richtung dieser klatschenden Geräusche, brummt etwas von Lärm und Ruhestörung in seinen zotteligen Pelz und steigt langsam und gemächlich aus dem Wasser. So schnüffelt sich nun der Bärlimann weiter durch die blühende Wiese seiner Höhle zu. Durch die milde, fein duftende Luft brummt und summt es auf‘s Schönste. Schmetterlinge flattern dem Hasenpeter um den Kopf, dass es ihm ganz schwindlig wird und er ohnmächtig nach hinten ins grüne Gras fällt.
„Was ist mit dir Hasenpeter“,
hört er wie von Ferne jemand rufen. Er öffnet langsam seine Augen, aber alles
was er sieht war Blau. - Wo bin ich – geht‘s im durch seinen schwindeligen
Kopf, - ich bin doch nicht etwa im Himmel? - „Huhuhuhuuuu Hasenpeter, wach
endlich auf, morgen ist doch Ostern“! „Ist...w...w..waa...aaa...was ist?“,
stottert fragend der Hasenpeter. „Ooooooooostern“! ruft Naseweis und schwups,
der Hasenpeter steht auf seinen Hinterläufen aufrecht im Gras, schaut in die
Runde und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alle seine Freunde und noch
viel mehr sind um ihn herum versammelt und lachen, was das Zeugs hält.
„Huhuhuhuuuu, du bist gut
Hasenpeter, nun hast du beinah Ostern verschlafen. Du hattest über den
Bärlimann gelästert, von wegen Faulpelz und so... hihihihihi... und nun“, fährt
das Käuzchen Naseweis fort, „und nun, morgen ist Ostern, hihihihihi und was ist
nun mit deinen bunten Ostereiern! hä?“ Doch die letzten Worte hört Hasenpeter
nur noch von weitem, so schnell ist er schon lange nicht mehr gehoppelt. Rennen
nennt man so was und prompt verpasst er den Eingang zur Bärenhöhle und rennt
und rennt. Doch Eichelhäher Fritz ist genauso schnell:
„Wohin des Weges, mein kleiner Hasenpeter?“ „Iiii...ii...n die
B...bää...ärenhöhle“. „Da bist du doch
längst vorbei gerannt mein Lieber, hihihihihohoho“. Der Hasenpeter möchte gern,
aber kann nicht mehr bremsen, stolpert und purzelt über Stock und Stein und
liegt, eh er sich versieht, mitten in einem Bienenstock. Die Bienen fliegen in
alle Himmelsrichtungen auf und davon, so erschrocken haben sie sich. Nur die
Königin schaut ein wenig verwundert auf und summt „Zzzzz“ vor sich hin. „E...eee...ent..schu...uldigung
M...mm...ajest...ttt…tät“ stottert ganz verlegen der Hasenpeter.
Die Bärenhöhle hat der Hasenpeter
aber doch noch erreicht. Erst setzt er sich aber vor der Höhle ins Gras,
schließlich muss er sich von diesen Schrecken mit den Bienen erst einmal
erholen. All seine Freunde sind natürlich auch schon da und warten gespannt auf
das, was nun geschieht, wenn der Hasenpeter in die Bärenhöhle geht.
Nun, kaum dass er mit seinen
ersten Hoppelschritten in die Höhle hoppelt, kommt er aus dem Staunen nicht
mehr heraus. „Wa…aa…was i...i...ist denn d...d...daa pppp…pass..sss…siert,“?
„Huhuhuhuuuu beruhige dich lieber Hasenpeter, wir haben uns gedacht, wenn du schon deinen verspäteten
- Winterschlaf - machst, machen wir für dich die Malarbeiten. Der Bärlimann
hatte diese Idee. Als du nämlich nicht wie abgemacht, zur Besprechung gekommen
bist, haben wir alle ohne dich die Bärenhöhle besucht. Bärlimann war gerade am
sauber machen und hatte vor, sich dann nochmal ein Stündchen hinzulegen. Wir erzählten
ihm von dir und deinen Bedenken und Ängsten. „Mmmm, nicht mal richtig
ausschlafen darf man“ brummte er ein wenig verärgert, „wird doch wohl noch
reichen, wenn wir morgen mit dem Eierfärben beginnen“. Dann verteilte er uns
allen eine Aufgabe und schickte uns los. Schließlich mussten Blumen, Blüten und Gräser gesammelt
werden und auch die vielen, vielen Eier zum Schmücken und Bemalen. Auch Farben
und Pinsel mussten her“… Käuzchen Naseweis macht eine Pause. Ganz
ungeduldig und neugierig fragt der Hasenpeter „na und der Bärlimann?“ Ein
riesen Gelächter schallt durch die Höhle ...„hihihihi, der legte sich noch ein
Stündchen schlafen, der Faulpelz hihihihihihi“...
© Hans-Peter Zürcher