Samstag, 26. März 2016

Der Hasenpeter und der Bärlimann

 

Der Hasenpeter und der Bärlimann

Eigentlich ist es ein gewöhnlicher Vorfrühlingstag da draußen auf der Wiese, weitab der Stadt. Ein kleiner idyllischer See, ein schöner Wald und eine große Felswand umschließen eins kleines Tal, das sich mitten im Hasenland befindet. Fern von Menschen, doch nahe genug an den vielen Kindern, die sich sicher sehr auf Ostern freuen.

Ganz aufgeregt hoppelt Hasenpeter am späten Nachmittag durch die Wiesen und im nahen Wald umher. „Was ist mit dir?“ ruft krächzend der Eichelhäher Fritz aus dem hohen Baum am Waldrand dem Hasenpeter zu. „S..sss..ss..siehst du es denn nicht, es sch…schn…neit“. Völlig außer Atem und aufgeregt stammelt der Hasenpeter weiter „u...u...und und wenn e..ee...ees schneit, kann ich doch keine Ei…ei…eier färben“. „Aber das dauert doch noch lieber Hasenpeter, Ostern ist ja erst in vier Wochen!“ „Ich mische mich nicht gern in euer Gespräch ein“, schnatterte die Ente Frieda, die gerade aus dem nahen Teich daher watschelt und dabei ihr nasses Gefieder ausschüttelt, „aber so lange geht es nun auch wieder nicht bis an Ostern“.

All die vielen Schneeglöckchen in der Wiese hier am Waldrand nicken bejahend und stumm. Stumm? Nein, natürlich nicht, nur wir Menschen können das wunderbare, feine klingeln dieser Glöckchen nicht hören, aber Zwerge und Elfen können das. Auch all die Kinder, die im März oder im April geboren sind, ja, auch die können es hören. Es ist ein feiner, silberheller Klang, als würden tausend Engel singen. Dazu schweben im Takt feine Schneeflöckchen hernieder. „j...j...jaaa da...daaas ist ees ja...ja eben“, jammerte der Hasenpeter. Ganz aufgeregt hoppelt der Arme im Kreis herum. Er hoppelt so lange, bis er müde ist, dann setzt er sich unter einen schützenden Strauch, lässt seine großen Ohren hängen und blickt traurig dem Schneetreiben zu.

„Huhuhuhuuuu, kleiner Hasenpeter“ ruft das Käuzchen Naseweis von weit oben, „bist du verstummt oder schläfst du?“. „Nein, wie kann ich schlafen, es schneit, bald ist Ostern und der Faulpelz von Bärlimann schläft und schnarcht dabei auch noch, dass Boden und Wände erzittern, dieser Faulpelz, ja ein F...au..au...lpelz...zz ist er“. Immer wenn der Hasenpeter nervös wird oder sich aufregt, beginnt er zu stottern. „Beruhige dich Hasenpeter, was stört dich das denn so, lass ihn doch schlafen“, „Nein“, antwortet Hasenpeter traurig, aber wieder beruhigt, „seine Höhle ist doch meine Malwerkstatt, das habe ich mit ihm so ausgemacht und wenn es jetzt schneit, so meint er doch, es sei immer noch Winter“. „Huhuhuhuuu, ach so, wenn das so ist... hmmm, lass mich mal überlegen“ und nach einer kurzen, laaangen Weile, “also, morgen Früh, wenn es hell wird werden wir uns am Eingang zur Höhle vom Bärlimann treffen. Ich werde heute Abend und in der Nacht alle unsere Freunde zu einer Besprechung einladen, so können wir uns dann beraten wie es weiterergehen soll“. „Danke liebes Käuzchen Naseweis“, antwortete der Hasenpeter erleichtert und versucht nun, es sich unter dem Strauch so gemütlich wie nur möglich zu machen. Er überlegt sich, was alles zu erledigen ist bis Ostern und freut sich auf den nächsten Morgen. Mit diesen Gedanken schläft er denn auch friedlich ein und träumt und träumt und träumt viele Träume von ganz vielen farbigen Ostereiern und von vielen Kindern, die diese bunten Ostereier dann voller Freude in ihrem Garten suchen werden, Hmmmmm, ach, ja, die lieben Kinder werden viel Freude haben...

...Am nächsten Morgen, in aller Frühe, ist ein Jubilieren und Singen zu vernehmen, als ob die Welt ein Vogelparadies wäre. Unser Hasenpeter hoppelt mit zagen Sprüngen aus seinem  Versteck hervor, blinzelte ins helle Morgenlicht, schüttelt ungläubig sein Kopf, so dass seine Ohren ihm um die eigenen Ohren flattern, schließt und öffnet seine großen Knopfaugen noch grösser als sie schon waren. Er staunt und staunt und glaubt immer noch, dass er träumt. Die Sonne geht gerade über dem nahen kleinen See auf. Ente Frieda und ihr Enterich Hannes absolvieren ihren Morgenschwimmen, im Schlepp eine ganze Horde piepsende, kleine Entlein.

Keine Spur von Schnee, sondern Frühlingsduft liegt in der Luft. Bäume blühen auf‘s Schönste, auch Blumen leuchten in allen Farben und Arten und mitten drin der Bärlimann, der sich nicht genug des Duftes erfreuen kann. So schnüffelt er sich durchs grüne Gras und die farbigen Blumen und -platsch- springt er mit einem Satz ins Wasser, um sich ein feines Bad zu genehmigen. Der Hasenpeter versteht die Welt nicht mehr, gestern schneite es doch und der Bärlimann versperrte schnarchend mit seinem dicken Hinterteil den Zugang zur Höhle, in der der Hasenpeter doch seine Ostervorbereitungen hätte machen müssen. Nun hoppelt auch der Hasenpeter durch dieses duftende Blumenmeer hinüber zum See, taucht seinen Kopf ins kalte Wasser, schüttelt diesen, so dass seine Ohren laut aufklatschen. Erschreckt über diesem klatschenden Lärm springen die kleinen Entlein ihren Eltern auf den Rücken und verkriechen sich im dichten Gefieder. Der Bärlimann, dreht seinen Kopf in die Richtung dieser klatschenden Geräusche, brummt etwas von Lärm und Ruhestörung in seinen zotteligen Pelz und steigt langsam und gemächlich aus dem Wasser. So schnüffelt sich nun der Bärlimann weiter  durch die blühende Wiese seiner Höhle zu. Durch die milde, fein duftende Luft brummt und summt es auf‘s Schönste. Schmetterlinge flattern dem Hasenpeter um den Kopf, dass es ihm ganz schwindlig wird und er ohnmächtig nach hinten ins grüne Gras fällt.

„Was ist mit dir Hasenpeter“, hört er wie von Ferne jemand rufen. Er öffnet langsam seine Augen, aber alles was er sieht war Blau. - Wo bin ich – geht‘s im durch seinen schwindeligen Kopf, - ich bin doch nicht etwa im Himmel? - „Huhuhuhuuuu Hasenpeter, wach endlich auf, morgen ist doch Ostern“! „Ist...w...w..waa...aaa...was ist?“, stottert fragend der Hasenpeter. „Ooooooooostern“! ruft Naseweis und schwups, der Hasenpeter steht auf seinen Hinterläufen aufrecht im Gras, schaut in die Runde und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alle seine Freunde und noch viel mehr sind um ihn herum versammelt und lachen, was das Zeugs hält.

„Huhuhuhuuuu, du bist gut Hasenpeter, nun hast du beinah Ostern verschlafen. Du hattest über den Bärlimann gelästert, von wegen Faulpelz und so... hihihihihi... und nun“, fährt das Käuzchen Naseweis fort, „und nun, morgen ist Ostern, hihihihihi und was ist nun mit deinen bunten Ostereiern! hä?“ Doch die letzten Worte hört Hasenpeter nur noch von weitem, so schnell ist er schon lange nicht mehr gehoppelt. Rennen nennt man so was und prompt verpasst er den Eingang zur Bärenhöhle und rennt und rennt. Doch Eichelhäher Fritz ist genauso schnell: „Wohin des Weges, mein kleiner Hasenpeter?“ „Iiii...ii...n die B...bää...ärenhöhle“. „Da bist du doch längst vorbei gerannt mein Lieber, hihihihihohoho“. Der Hasenpeter möchte gern, aber kann nicht mehr bremsen, stolpert und purzelt über Stock und Stein und liegt, eh er sich versieht, mitten in einem Bienenstock. Die Bienen fliegen in alle Himmelsrichtungen auf und davon, so erschrocken haben sie sich. Nur die Königin schaut ein wenig verwundert auf und summt „Zzzzz“ vor sich hin. „E...eee...ent..schu...uldigung M...mm...ajest...ttt…tät“ stottert ganz verlegen der Hasenpeter.
Die Bärenhöhle hat der Hasenpeter aber doch noch erreicht. Erst setzt er sich aber vor der Höhle ins Gras, schließlich muss er sich von diesen Schrecken mit den Bienen erst einmal erholen. All seine Freunde sind natürlich auch schon da und warten gespannt auf das, was nun geschieht, wenn der Hasenpeter in die Bärenhöhle geht.

Nun, kaum dass er mit seinen ersten Hoppelschritten in die Höhle hoppelt, kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Wa…aa…was i...i...ist denn d...d...daa pppp…pass..sss…siert,“? „Huhuhuhuuuu beruhige dich lieber Hasenpeter, wir haben uns     gedacht, wenn du schon deinen verspäteten - Winterschlaf - machst, machen wir für dich die Malarbeiten. Der Bärlimann hatte diese Idee. Als du nämlich nicht wie abgemacht, zur Besprechung gekommen bist, haben wir alle ohne dich die Bärenhöhle besucht. Bärlimann war gerade am sauber machen und hatte vor, sich dann nochmal ein Stündchen hinzulegen. Wir erzählten ihm von dir und deinen Bedenken und Ängsten. „Mmmm, nicht mal richtig ausschlafen darf man“ brummte er ein wenig verärgert, „wird doch wohl noch reichen, wenn wir morgen mit dem Eierfärben beginnen“. Dann verteilte er uns allen eine Aufgabe und schickte uns los. Schließlich mussten Blumen, Blüten und Gräser gesammelt werden und auch die vielen, vielen Eier zum Schmücken und Bemalen. Auch Farben und Pinsel mussten her“… Käuzchen Naseweis macht eine Pause. Ganz ungeduldig und neugierig fragt der Hasenpeter „na und der Bärlimann?“ Ein riesen Gelächter schallt durch die Höhle ...„hihihihi, der legte sich noch ein Stündchen schlafen, der Faulpelz hihihihihihi“...

© Hans-Peter Zürcher

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